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Frauengesundheit

Frauen werden bei gesundheitlichen Themen nicht nur vernachlässigt, sondern sie wurden erheblichen Gefahren ausgesetzt und werden es nach wie vor.“

 

Frauengesundheit ist eines dieser Themen, von denen wir sehr wohl wissen, dass es sie gibt und dass es sinnvoll wäre, sich genauer damit zu befassen. Dennoch erhält es weder medial noch gesellschaftlich die Aufmerksamkeit, die es verdient hat. Das mag daran liegen, dass wir uns eingestehen müssten: Frauen werden bei gesundheitlichen Themen nicht nur vernachlässigt, sondern sie wurden erheblichen Gefahren ausgesetzt und werden es nach wie vor. Und das ist eigentlich mit nichts zu entschuldigen. 

 

Beispiel Herzinfarkt: Nicht nur an Universitäten und Ausbildungsstätten werden die Symptome eines Herzinfarktes nach wie vor mit „Brustschmerzen, möglicherweise in den Arm ausstrahlend und Atemnot“ gelehrt. Obwohl mittlerweile hinreichend bekannt ist, dass diese „klassischen“ Symptome hauptsächlich bei Männern vorkommen und Frauen eher über allgemeines Unwohlsein, Oberbauchschmerzen und Übelkeit klagen.

 

Wissenschaftliche Daten zeigen deutlich, dass deshalb ein Herzinfarkt bei Frauen nach wie vor wesentlich später erkannt und ihnen zeitverzögert die passende Therapie zugeführt wird. Übersetzt heißt das: Obwohl Frauen im Vergleich zu Männern seltener einen Herzinfarkt erleiden, sterben sie häufiger daran. Medizinische und pharmazeutische Studien wurden lange Zeit fast ausschließlich an männlichen Probanden durchgeführt und zugelassen. Dennoch erhalten Frauen auch heute noch dieselben Dosierungen bei Medikamenten.

 

Erkrankungen, die nur Frauen betreffen, wie die Endometriose, wurden lange Zeit nicht ernstgenommen- und das, obwohl schätzungsweise jede zehnte Frau darunter leidet. Warum schätzungsweise? Weil man es bis heute schlicht nicht genau weiß und nach wie vor von einer hohen Dunkelziffer ausgeht. Die Beschwerden wurden und werden häufig als einfache Regelschmerzen abgetan und die Betroffenen belächelt. Folglich mussten und müssen Millionen Menschen weiblichen Geschlechts eine wahre Odyssee durchleben, bis sie endlich eine passende Diagnostik und Therapie erhalten. Die durchschnittliche Zeit bis zu einer Diagnosenstellung dauert bei diesem Krankheitsbild auch heute noch bis zu zehn Jahre. Erschreckend.

 

Was braucht es also, um das Thema "Frauengesundheit" endlich in den Fokus des Interesses zu rücken? Mutige Frauen, die den Finger in die Wunde legen und es immer wieder publik machen. Die dafür kämpfen, dass die Behandlung von Frauen in der Medizin eben nicht mit Männern gleichgestellt wird, nur weil es einfacher oder kostengünstiger sein mag. Die dafür eintreten, dass Forschung und Lehre gleichberechtigt beide Geschlechter einschließen. Und sich dafür einsetzen, dass es frauenspezifische Erkrankungen gibt, die dringend genauer untersucht und erforscht werden müssen.

 

Außerdem braucht es dringend eine Politik, die sich für die Rechte einsetzt, die die Gesundheit der Frauen betrifft. Das fängt bei der Abschaffung des Paragrafen 219a an, wodurch es endlich möglich sein wird, dass Mädchen und Frauen sich ausführlich und vor allem medizinisch korrekt über das Thema Schwangerschaftsabbruch informieren können. Das geht weiter über den kostenlosen Zugang zu Verhütungsmitteln und auch der „Pille danach“, wie es bereits in anderen europäischen Ländern üblich ist. Denn Verhütung ist nicht nur Frauensache, obwohl es hauptsächlich Mädchen und Frauen sind, die sich darum kümmern und auch finanziell dafür aufkommen. Dabei endet das Thema noch längst nicht bei der kostenfreien Bereitstellung von Menstruationsartikeln.

 

Frauen sind nicht das „schwache Geschlecht“, ganz im Gegenteil. Das waren sie noch nie. Vor allem aber sind sie nicht mehr bereit, diese ihnen nach wie vor häufig zugeteilte Rolle zu akzeptieren.  Sie wissen sehr genau, was ihnen zusteht-  auch im Bereich der Gesundheit.

 

Deswegen möchte ich eine der Frauen sein, die wissenschaftlich und medizinisch korrekt auf dieses wichtige Thema aufmerksam macht.

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